„Daniel Jasser verhandelt in seinen neueren Arbeiten Fragen nach Flüchtigkeit und Dauer, indem er Freskomalerei, eine Technik, die auf Beständigkeit ausgerichtet ist, nur kurzfristig einsetzt. Gleichzeitig schafft er mit demselben Material auch bleibende Bildobjekte, denen von vornherein etwas Fragmentarisches eignet. Für die Ausstellung "Mono" bei c/o schocke hat Jasser eine Wandarbeit gefertigt, die inzwischen wieder zerstört ist, außerdem vier Bildobjekte. Die Wandarbeit befand sich an der "fünften Wand" des Ausstellungsraums, die eine Ecke abschneidet und für sich genommen ein extremes Hochformat darstellt. Als Betrachter kann man zu dieser Wand den größten Abstand nehmen, alles, was hier passiert, hat somit für den Raum besondere Relevanz. Jasser hat auf die gesamte Wand warmtonigen Lehmputz aufgetragen und mit Wasserfarben (schwarz und weiß) auf den noch feuchten Putz gemalt. Wenige gegeneinander gestellte Farbfelder lassen den Bildeindruck zwichen Flächigkeit und Räumlichkeit changieren. Ein Effekt, der nicht zuletzt durch die bewusst unexakten, weichen Ränder der einzelnen Farbfelder entsteht. Das Bild scheint einerseits den Raum zu öffnen, gleichzeitig droht es gleichsam auf den Betrachter zu fallen. Assoziationen von Landschaft und Architektur sind naheliegend und gewollt, Jasser bewegt sich mit seiner Malerei in eben diesem thematischen Kontext. Und die Verwendung von Lehmputz und das raumbezogene Arbeiten machen diesen Kontext noch einmal grundlegender virulent. Dass die Wandarbeit deutlich Bildcharakter hat, liegt auch daran, dass Jasser sich auf die klar abgegrenzte eine Wand beschränkt hat, die Malerei greift die Gegebenheiten des Raums affirmativ auf.

Im Hinblick auf die Wandarbeit sind vier Bildobjekte entstanden. Als Bildträger fungiert Porenstein, ein industriell gefertigtes Baumaterial, das mit dem organisch und naturnah wirkenden Lehmputz eine widerstrebende Verbindung eingeht. Die Farbigkeit der "Bilder" korrespondiert mit der Wandarbeit, und weil der Lehmputz hier nicht vollflächig, sondern ausschnitthaft geformt aufgebracht ist, lässt sich das Material bestens studieren, die Stärke, die Risse und Bruchkanten. Die Herkunft der Formen aber ist nicht zu entschlüsseln, gleichwohl suggerieren sie, dass sie einem bestimmten Kontext entnommen sind und dass sie untereinander in Zusammenhang stehen. Als führte uns Jasser in die archäologische Abteilung eines Museums, nachdem er sämtliche Beschriftungen entfernt hat. Hier wurde jedoch nichts ausgegraben und vor dem Verfall gerettet. Es sind Fragmente, die nie etwas anderes sein sollten.

Den Titel der Ausstellung hat Daniel Jasser übrigens vom Charakter des Raumes hergeleitet, wie er sagt. Offenbar hat der Raum wegen seiner geringen Größe etwas Monohaftes. "Mono... (allein...)" heißt es im Duden. Die Kammer, die nur einen allein beherbergen kann... (Oder auch: die Kammer, die allein ist.)"

 

Jost Schocke, April 2018